In der Stille Gott erleben

Ein Jugendgottesdienst mit dem Schwerpunkt „Stille“ – wie passt das zusammen? Im Rahmen des ACK-Veranstaltungsprogramms „Göttinger Psalter“ gestalteten Jugendliche für Jugendliche und Interessierte einen Gottesdienst, dem Apostel Achim Burchard Psalm 62, die Verse 2 und 3 zugrunde legte.

Innerhalb des Kirchenjahres 2011/2012 sollen möglichst viele Psalm-Worte in der Stadt von unterschiedlichen Gruppen aufgegriffen und den Mittelpunkt unterschiedlichster Darstellungsformen bilden, so der Aufruf der Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen (ACK) in Göttingen. Eine bunte, kreative Veranstaltungsreihe entstand, an der sich nun die Neuapostolische Kirche in Göttingen mit dem zweiten von insgesamt vier Angeboten beteiligte.

Am Sonntag, 9. September, folgten etwa 140 Gottesdienstteilnehmer, darunter Jugendliche aus den benachbarten Kirchenbezirken Braunschweig und Hildesheim, der Einladung der Göttinger Jugend und deren Betreuern. Im Gottesdienst „von Jugendlichen für Jugendliche“ wirkten viele musikalisch oder mit nachdenklichen Wortbeiträgen mit. Apostel Achim Burchard begrüßte und unterstütze diese Initiative und hielt den Gottesdienst zu Psalm 62, 2 und 3:

„Meine Seele ist stille zu Gott, der mir hilft. Denn er ist mein Fels, meine Hilfe, mein Schutz, dass ich gewiss nicht fallen werde.“

Apostel Burchard gab den Rat, Stille-Phasen im Alltag eine Chance zu geben, um das Herz Gottes schlagen und seine Stimme vernehmlich hören zu können. Gottes Stimme tönt leise und das Hören dieser Stimme sei ein wichtiger Indikator für jeden. Er stellte den Bezug zu einem Säugling her, der an der Brust der Mutter den beruhigenden, vertrauten Herzschlag hört. Gottes Nähe suchen heißt Kraft bekommen, den „Fels“ als sicheren Lebensgrund haben. Die „Hilfe“, die er gibt, schenkt er zu seiner Zeit und nicht dann, wenn wir es meinen. Dies erfordere Geduld. Gott ist neben, über, hinter und vor uns und bietet uns dadurch vielfältigen „Schutz“ in unserem Leben an – als der Allgegenwärtige, als Reserve und Rückhalt oder Schubkraft.

Bischof Winfried Sommer stellte in seinem Predigtbeitrag heraus, dass Stille nicht immer Sprachlosigkeit oder Lautlosigkeit meint. Die Wahrnehmung aus der Stille heraus ist aber wesentlich besser und einfacher. Er habe einmal gelesen, wie bei einem Indianerstamm angehende junge Männer in die Stammesgesellschaft aufgenommen wurden. Sie mussten zuvor eine Nacht mit verbundenen Augen im tiefen Wald ausharren. So fürchtete sich ein junger Indianer in der Nacht vor der Stille, aber auch vor den unbekannten, beängstigenden Geräuschen. Beim Abnehmen der Augenbinde beim ersten Sonnenstrahl sah er seinen Vater – er hatte nicht unweit von ihm sitzend die Nacht bei ihm verbracht, ohne sich bemerkbar zu machen. „Gott ist auch bei dir!“ rief Bischof Sommer den Gottesdienstbesuchern zu.

Festliche Orgelmusik zum Gemeindegesang, einfühlsame, freudige Chormusik mit wechselnden Dirigenten und teils mit Klavierbegleitung gaben dem Gottesdienst einen feierlichen Rahmen, der nach der Feier des Heiligen Abendmahls mit Gebet und Gesang endete. Zwischen den kurzen Predigtabschnitten regten von Jugendlichen vorgetragene Wortbeiträge zum Nachdenken an und forderten dazu auf, sich Zeit für Pausen und das Leben zu nehmen, um in der Ruhe die Kraft zu spüren, die man für den Alltag braucht.

akli.